von Gerhard Burghold
Von der Unabhängigkeit des Landes bis zum Modernismus (1922)
Nach 1822, dem Jahr der Unabhängigkeit, wächst in
Brasilien das Nationalgefühl, ist man auf der Suche nach der Vergangenheit und
rühmt die Natur des Vaterlands. Bis 1836 herrscht noch der in dem Kapitel über
die Literatur der Kolonialzeit erwähnte „Arcadismo“
vorBis 1889 war Brasilien ein Kaiserreich und durchlebte in dieser
Periode häufige politische Wirren. In
dieser Zeit kommt in der Literatur die Romantik(1836-1881)auf ,die man in 3
Phasen oder Generationen einteilen kann: Romantik kann, deren erste die nationalistische ist; sie wird auch die „indiainistische Generation“
genannt, da der Indianer als nationaler Held eine gewichtige Rolle spielt. Die
Hauptautoren dieser Epoche sind Gonçalves de Magalhaes, Gonçalves Dias , Araújo
Porto und besonders erwähnenswert José de Alencar, der ein umfangreiches Werk
hinterließ, woraus der mehrmals verfilmte Roman „Iracema“ der Hervorhebung bedarf. Die zweite Phase ist die des „mal do século“,
des Übels des Jahrhunderts.Diese ist von Egozentrismus, der Bohemie, des
Pessimismus, des Zweifels und der dauernden Langeweile durchdrungen. Sie zeigt
sich in der Idealisierung der Kindheit, erträumten Jungfrauen und der
Überhöhung des Todes. Die hauptsächlichen Poeten dieser Phase waren Álvares de
Azevedo, Casimiro de Abreu mit seinem
berühmten Gedicht „MeusOitoAnos“, Junqueira Freire und Fagundes Varela. Als
Autor hauptsächlich von Prosa sollte man
Bernardo Guimaraesnennen, der sich sich in seinen Romanen regionalen Themen widmete. Sein bekanntestes Werk ist „Die
Sklavin Isaura“ stellt er, der für dieBeseitigung der Sklaverei eintrat, das Leben und Schicksal
einen Sklavin in denMittelpunkt der Handlung. Die dritte Generation setzt etwa
1870 und dauert bis etwa 1881. Es ist ein Zeitabschnitt in dem Paraguay-Krieg
(auch Krieg der Dreierallianz genannt) endet und die republikanische Bewegung
an Kraft gewinnt. Es sind auch die Jahre, in denen die philosophische Richtung
des Positivismus immer dominierender wird. Einer der größten Vertreter dieser
Phase der Romantik war der bereits mit im Alter von 24 Jahren verstorbene
Castro Alves Charakteristika seines Werkes sind seine intensive Liebeslyrik und
sein leidenschaftliches Eintreten für staatsbürgerliche Gesinnung und Humanität
verbunden mit einem starken Plädoyer für eine Abschaffung der Sklaverei. Von
dieser Geisteshaltung zeugt u.a. sein Gedicht „O NavioNegreiro“ (Das
Sklavenschiff) Als Verfasser von Prosawerken wäre Alfrede Visconde de Taunay zu
nennen, der sich mit seiner historischen Erzählung „A Retirada da Laguna° (Der
Rückzug von der Lagune) hohes literarisches Ansehen erwarb.
Die darauffolgende Periode war die des Realismus (1881-1902)
In den 1880er Jahren gab es viel Unruhe
im Militär und die Rufe nach Freilassung der Sklaven i wurden immer lauter;
desgleichen wurde die republikanische Bewegung immer mächtiger.Eine Spielart
des Realismus war der stark von Frankreich beeinflusste „parnasianismo“, der
sich stark an die klassische Antike anlehnt, die Versregeln werden streng
beachtet und die meisten Gedichte werden in Form eines Sonetts verfasst. Die
Themen sind oft der Geschichte entnommen. Die Autoren dieser literarischen
Richtung halten sich an das Prinzip des „l*artpourl’art“ . Die Triade des „panasianismo „wird von Alberto de
Oliveira, Raimundo Correia und OlavoBilac gebildet. Von letzterem ist besonders
seine Hymne auf die portugiesische Sprache, „LinguaPortuguesa“, bekannt. Unter
den Autoren von Prosa sei Artur Azevedo mit seinen Erzählungen erwähnt. Ein der
größten Repräsentanten des Realismus war zweifellos der stark vom Pessimismus
Schopenhauers beeinflusste Autodidakt
Machado de Assis. der neben seiner Poesie sich vor allem mit seinem Prosawerk
bis heute einen Fixpunkt in der brasilianischen Literatur bildet.
Herausgegriffen unter seinen Werken seien „Helena“ und der autobiographische Roman „Memorial de
Aires“ Machado de Assis gründete im
Dezember 1896 die Brasilianische Akadamie der Literatur (AcademiaBrasileira de
Letras). Euclides da Cunha hat sich einen dauerhaften Platz in der
brasilianischen Literaturgeschichte mit seinem Werk „Os Sertões“ , in welchem
er mit intensiven Realismus die Landschaft und die Menschen des brasilianischen
Nordostens porträtiert, gesichert
Eine weitere literarische Gattung, die Ende des 19.
Jahrhunderts aufkam, war der Symbolismus
(1895-1922), der sich mit der letzten Phase des Realismus überschnitt und sich zeitlich auch über die Belle Époque
erstreckte. Die Initialzündung dazu gab der Sohn afrikanischer Sklaven Cruz e
Sousa mit seinem Gedichtbuch „Broquéis“. Der Symbolismus hatte seinen Ursprung
im Süden Brasiliens, wo es eine große Unzufriedenheit mit der nach dem Sturz
der Monarchie geschaffenen Republik gab. Als Vertreter der Prosa sei Duque
Gonzaga, der mit „MocidadeMorta“ (Tote Jugend) einen vielbeachteten Roman
schrieb.
Die letzte Epoche bis zum Beginn des brasilianischen
Modernismus war die Belle Èpoque (1902-1922), die auch pre-modernismo genannt
wird. Dieser Zeitabschnitt wird durch eine starke Einwanderung, industrielle
Entwicklung und den 1. Weltkrieg, in den Brasilien in der Endphase auch
militärisch eingriff. gekennzeichnet. Obwohl man bei der Belle Époque nicht von
einer literarischen Schule sprechen kann, so gibt es doch einige
Gemeinsamkeiten zwischen den herausragenden Autoren dieser Jahre, den ihre
Werke waren innovativ, klagten die brasilianische Wirklichkeit an und
schilderten dabei das Leben der einfachen Leute in den verschiedenen Regionen und näherten so die Literatur der Realität
des Landes an. José BentoLobato Monteiro
erzielte mit seinen Erzählbänden „Urupés“, „A CidadeMorta“ (Die tote Stadt) und
„Negrinha“ (die kleine Negerin) einen großen Erfolgbeim Publikum und widmete
sich auch der Kind- und Jugendliteratur. Ein anderer Vertreter dieser Zeit ist
Afonso Henriques de Lima Barreto, der in seinen Werken die Gesellschaft
teilweise auf eine satirische Weise kritisch schildert. Zu seinen besten Werken
zählt „Histórias e Sonhos“ (Geschichten und Träume) Schließlich sei schließlich
noch José Pereira de GraçaAranhaerwähnt ,we,r in seinem besten Roman „Canaá“ (Kanaa), die Anpassung eines deutschen
Zuwanderers an die brasilianischen Verhältnisse in den Mittelpunkt stellt.
Quellen: Massud Moisés, História da Literatura Brasileira, Bände I und II, Sao Paulo, 2001
DomingosPaschoalCegalla, NovíssimaAntologia Da Língua Portuguesa, 2. Ausgabe, Rio de Janeiro. Internet: História da LiteraturaBrasileira – Cola da Web